Welche Symbolkraft haben Trauringe?

Heute ist es durchaus üblich, bei der Eheschließungszeremonie Trauringe mit dem jeweiligen Partner zu tauschen. In ihrer Ringform erscheinen Trauringe gleichsam als Symbole der Ewigkeit. Zudem gelingt es der perfekten Geometrie eines Rings, nämlich der des vollendeten und vollkommenen Kreises, die ewigwährende Liebe zweier Menschen metaphorisch darzustellen. Zeitlich unbegrenzt, an jedem Punkt perfekt verbunden und somit weder mit einem Anfang, noch mit einem Ende versehen, visualisieren Ringe, und ganz besonders Trauringe, die Unendlichkeit. So ist es jedem ein Leichtes, diese Attribute auf Trauringe zu übertragen.

Die Geschichte der Trauringe

Traditionell in mehreren Kulturen und selbst Zeitaltern gefestigt, fasziniert dennoch die Interpretationsvielfalt von Ringen durch Jahrhunderte und Jahrtausende.
In ruralen Stammeskulturen, wie z.B. bei den Kelten, galt ein geflochtener Ring aus Flachs oder frischem Gras, wenn er einem bisher Fremden übergeben wurde, als Zeichen der Annahme im jeweiligen Stamm, dem man fortan angehörte.
Die Sumerer am Persischen Golf haben traditionell aus Fäden von Gewändern beider Heiratswilliger Ringe geflochten. Der Akt des Flechtens war das symbolische Element, das beide Parteien auf ewig verband und die Zusammengehörigkeit beider sichtbar machte.
Die Ringübergabe als Verlobungsakt ist seit dem 11. Jahrhundert ein im damaligen Byzanz verzeichneter Brauch. Die höheren Schichten sorgten hierbei für luxuriöse Gestaltungen der Ringe, die bis heute in Museen zu bestaunen sind.
Im Römischen Zeitalter ging man pragmatischer mit dem Thema Ring um. Ein nur wenig prunkvoller, schlichter Eisenring an der Hand getragen, galt nicht nur als symbolischer Akt der Verlobung oder Eheschließung, sondern auch als sichtbares Zeichen dafür, dass der geschäftliche Teil, die Übergabe der Mitgift, auch schon vonstattengegangen war und es sich somit auch um eine formell geschlossene Übereinkunft zur Ehe handelte.

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Ringe sind nicht immer ein Symbol der Trauung

Ringe galten nicht nur als Zeichen der Eheschließung oder Verlobung, sondern hielten und halten bis heute auch andere symbolische Wirkkraft vor. So gelten Siegelringe oftmals der Identifikation des Adelsgeschlechts, dem der Träger zugehörig ist. Auch im kirchlichen Bereich haben Siegelringe hohe Bedeutung und man findet nicht nur beim jeweiligen Papst einen solchen Siegelring. Im christlichen Okzident wurde im Mittelalter der Brauch vollzogen, dass der Mann der Frau bei der Trauung seinen Siegelring ansteckte um zu zeigen, dass sie seiner würdig sei und sie auch über sein Vermögen verfügen durfte. Was aus heutiger Sicht patriarchalisch und nahezu frauenverachtend gelten würde, war damals die größte Ehre, die einer holden Maid zukommen konnte.
Im frommen Mittelalter bildete sich der Brauch des Ringtauschs und somit zweier Ringe, die sowohl vom Mann als auch von der Frau getragen wurden, aus. So erkannte man ab etwa dem 13. Jahrhundert auf einen Blick sowohl verheiratete Frauen, bei denen es diese Tradition schon seit einigen Jahrhunderten gab, als auch verheiratete Männer. Die Frömmigkeit mag hierbei eine fast noch größere Rolle gespielt haben als die Symbolhaftigkeit eines Rings. Die römisch-katholische Kirche hoffte somit, Männer zur Tugendhaftigkeit anzuhalten und sie möglichst frei von Sünde agieren zu lassen. Mit welchem Erfolg dieses Unterfangen belohnt wurde, ist freilich unbekannt.

Der Ringtausch im Frühmittelalter

Schon im Frühmittelalter, also um 800 n. Chr. praktizierte die Kirche den Ringtausch. Der Adel nahm diesen Brauch auf. Es wurde demnach schlicht ignoriert, dass es sich um einen ursprünglich heidnischen Brauch handelte. Leider ist durch die historischen Umwälzungen seinerzeit nur noch wenig Faktisches dokumentiert. Daher spricht man auch vom Dunklen Mittelalter, wenn man über die Zeit zwischen dem 6. und dem 10. Jahrhundert spricht. Somit zeigen eigentlich nur Funde, die sich entsprechend datieren lassen, wie sich das einfache Volk am Brauch des Ringtauschs beteiligte. Einfachen Holz- oder Eisenringen wurden ab dieser Zeit Goldfäden hinzugefügt. Somit lässt sich deuten, dass sich die Bedeutung von Eheringen auch im einfachen Volk steigerte.
Nach 1500 wandelte sich die Wahrnehmung der Ehe allmählich in der Gesellschaft. Ein romantischer Hintergrund begann den einer reinen Zweckehe zu überwiegen. Ehen dienten bis dahin fast ausschließlich der Festigung, dem Erhalt und der Förderung des eigenen Standes. Eheschließungen außerhalb des eigenen ‚Werts‘ waren nahezu unmöglich und falls doch, dann nur durch eine lukrative Eheschließung ‚nach oben‘. Nach wie vor allerdings, wurden Ehen von den Eltern arrangiert. Hierfür waren in den seltensten Fällen also die zu Verheiratenden zuständig. In den darauffolgenden Jahrhunderten etablierte sich, wie wir wissen, in den meisten Kulturen die Liebesheirat, auch wenn es noch eine relevante Zahl arrangierter Ehen und Zweckehen gibt. Auch wenn dem so ist, auf Eheringe wird auch heute noch in den wenigsten Fällen verzichtet.

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